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Erste Hilfe am Kind #2: Das ABCDE-Schema
Erste Hilfe Baby

Erste Hilfe am Kind #2: Das ABCDE-Schema

In der Einführung zur Ersten Hilfe am Kind standen die vier Grundgedanken zur Ersten Hilfe, der Notruf und die drei Leitfragen für Notfallsituationen im Mittelpunkt. Antworten auf wichtige Fragen hast du in diesen Ratgebern zuvor erhalten. Neben den Leitfragen gibt es jedoch zwei Schemata, die dir in Notfallsituationen eine Hilfestellung zum richtigen Handeln bieten. Hierzu zählt einerseits das Basis-Schema. In diesem Ratgeber möchten wir dir jedoch das ABCDE-Schema vorstellen, das eine Behandlungsstrategie zur schnellen und effektiven Untersuchung und Versorgung Verletzter darstellt. ABCDE dient als Akronym als Wegweiser, bei dem die einzelnen Buchstaben einfach und damit höchst effektiv in allen Situationen die abzuarbeitenden Prioritäten vorgeben.

 

Im Notfall hilft das ABCDE

 
Unfälle können schnell passieren und sorgen bei Eltern und Kind für Schockmomente. In diesem Fall ist schnelle und richtige Hilfe gefordert. Das ABCDE-Schema ist ein Akronym, bei dem jeder einzelne Buchstabe für einen wichtigen Hilfeschritt steht, der nach einem Notfall schnellstmöglich abgearbeitet werden sollte. Ursprünglich wurde das ABCDE-Schema im angloamerikanischen Raum für den Rettungsdienst entwickelt. Schnell hat es sich über zertifizierte Kurssysteme weltweit verbreitet, da es insbesondere bei Traumpatienten ein schneller Wegweiser zur Einordnung des Zustands ist. Die einzelnen Buchstaben und die definierten Prioritäten folgen dem Leitsatz „Behandle zuerst, was zuerst töten würde“. Somit fokussierst du dich auf das lebensbedrohliche Problem zu Beginn. Die Herausforderung besteht in der Einhaltung der chronologischen Abarbeitung, ohne sich etwa von weiteren Verletzungen ablenken zu lassen. In einer Notfallsituation hat das ACBDE-Schema für Eltern einen wesentlichen Vorteil: Für jeden Buchstaben gibt es zuerst eine entsprechende Untersuchung und Beurteilung, auf die eine unverzügliche Behandlung folgt. Der jeweils folgende Punkt wird erst bei zufriedenstellender Problembehebung angegangen. Die Reihenfolge im ABCDE-Schema folgt der zunehmenden Entwicklung vom kritischen zum unkritischen Notfall. Gleichzeitig bietet die Abfolge Beruhigung und Sicherheit, eine bedrohliche Situation sofort zu erkennen und zu helfen.
 

Der Reihe nach: Die einzelnen Punkte des ABCDE-Schemas

 
Nachdem du den Aufbau des ABCDE-Schemas kennst, stellen wir nun die einzelnen Punkte ebenso systematisch und strukturiert vor, wie im Notfall vorgegangen werden sollte. Wir haben den fachlichen Umfang, der im Rettungsdienst berücksichtigt wird, stark reduziert und uns auf die Besonderheiten für die Behandlung von Kindern fokussiert.

A wie Atemwege

Bei den drei Leitfragen zur Ersten Hilfe wurde die Atmung als DAS Leitsymptom vorgestellt. Daher widmen sich die ersten beiden Punkte des ABCDE-Schemas auch der Atmung. Das A stellt ausschließlich die Atemwege und die dort bedrohlichen und gegebenenfalls schnell lösbaren Probleme in den Mittelpunkt. Spricht das Kind normal, weint oder atmet geräuschlos, deutet dies auf freie obere Atemwege hin. Sind hingegen ungewöhnliche Atemgeräusche oder trotz Anstrengungen gar keine Atemgeräusche zu hören, weist dies auf eine Behinderung der oberen Atemwege hin. Gemäß dem Grundprinzip des ABCDE-Schemas müssen solche Behinderungen nach Möglichkeit umgehend beseitigt werden. Hierunter fallen möglicherweise verschluckte Gegenstände oder akute Erkrankungen des kindlichen Atmungssystems. Ist das Kind gar bewusstlos oder in seinem Bewusstsein eingetrübt, besteht die Gefahr, dass die Atemwege verlegt, das heißt vollkommen undurchlässig sein können. Dies geschieht meist durch das Zurückfallen der Zunge durch die Muskelentspannung bei Bewusstlosigkeit. Diese Situation ist wesentlich bedrohlicher und muss umgehend behoben werden! Das Freimachen der Atemwege erfolgt bei Säuglingen und Kindern mit großem Hinterkopf durch eine Lagerung in der sogenannten Schnüffelposition. Hierbei wird einer Atemwegsverengung durch eine starke Beugung der Halswirbelsäule durch das Unterlegen des Brustkorbs entgegengewirkt. Ebenso können die Atemwege durch das leichte Anheben des Kinns mit einer Hand und dem Kippen der Stirn nach hinten mit der anderen Hand freigemacht werden. Beide Verfahren dürfen nur angewendet werden, wenn keine Gefahr für die Halswirbelsäule durch eine vorangegangene Verletzung besteht. In einem solchen Fall wird der sogenannte Esmarch-Handgriff angewendet, bei dem die Halswirbelsäule in Neutralposition belassen und stabilisiert wird, während mit zwei bis drei Fingern der Unterkiefer angehoben wird.

B wie Beatmung

Unter B wie (Be-)Atmung steht die Atemqualität im Fokus. Bei Kindern ist die Haut und deren Färbung ein wichtiger Indikator. Eine Blaufärbung oder auch Zyanose deutet stets auf einen Sauerstoffmangel hin. Weitere Atembeobachtungskriterien sind die Atemfrequenz, -geräusche und -intensität.  

C wie Circulation (Kreislauf)

Unter C wie Circulation steht die Blutungs- und Kreislaufkontrolle im Mittelpunkt. Entsprechend den drei Leitfragen und dem Leitsatz „Behandle zuerst, was zuerst töten könnte“ rückt das C bei einer kritischen Blutung an den Anfang, damit diese zügig gestoppt wird. Die Berücksichtigung dieses Spezialfalls erklärt die Bezeichnung als cABCDE-Schema, da der Blutung nur so viel Zeit wie unbedingt nötig zugemessen werden sollte, um die Betrachtung der A- und B-Probleme nicht zu verschieben. Kontrolliere in so einem Fall die großen Blutungsräume im Körper, die bei inneren Verletzungen viel Blut aufnehmen und zum inneren Verbluten führen können. Ebenso wichtig ist die Prüfung des Pulses und der sogenannten Rekapillarisierungszeit. Die Stärke des Pulses gibt Auskunft über die Herztätigkeit, deren starke Verlangsamung auf einen drohenden Herz-Kreislauf-Stillstand hindeuten kann. Eine gespannte Fontanelle bei Säuglingen weist auf Hirnhochdruck hin. Der Blutdruck ist für Laien wenig aussagekräftig, da dieser bei Kindern lange im Normbereich bleibt und so trotz vorhandener Probleme in die Irre führt. Unter die C-Problematiken fällt auch die Herz-Lungen-Wiederbelebung, die bei nicht vorhandener Atmung (B-Problem) unverzüglich begonnen werden muss, um das Gehirn durchblutet und mit Sauerstoff versorgt zu halten!  

D wie neurologische Defizite

Mit zunehmendem Voranschreiten im Schema können immer mehr lebensbedrohliche Szenarien ausgeschlossen oder eingedämmt werden. Bei den D-Untersuchungen sollen Symptome für neurologische Störungen aufgedeckt werden. Beim Erkennen neurologischer Defizite helfen:
  • Pupillen: Lichtreaktion, Weite, Seitenvergleich
  • Muskelspannung: Krämpfe, Spasmen
  • Spontanmotorik: insbesondere im Seitenvergleich Bei einer eingeschränkten Bewusstseinslage muss immer auch eine Unterzuckerung bedacht werden.

E wie Entkleiden und erweiterte Untersuchungen

Der letzte Punkt des cABCDE-Schemas dient der Sicherstellung, dass keine Verletzungen übersehen wurden. Damit soll ein ausführlicher und strukturierter Ersteindruck vervollständigt werden und zur letzten Entscheidung über die Bedrohlichkeit des Notfalls beitragen. Unter E sollte das verletzte oder erkrankte Kind soweit wie nötig entkleidet werden und eine zügige und angemessene Ganzkörperuntersuchung erfolgen. Untersuche den Kopf, Brustkorb, Bauch und Rücken sowie die Extremitäten auf Verletzungen, Blutungen und Durchblutungsstörungen. Messe die Körpertemperatur und sorge für den Wärmeerhalt, aber vermeide eine Überhitzung. Beachte, dass Säuglinge bei Unterkühlung nicht zittern! Je nach Alter und Situation des Kindes kommen die Abfrage nach dem Hergang und den Hintergründen, dem Empfinden sowie die psychologische Betreuung hinzu. 
 

Vorteile und Schwachstellen des ABCDE-Schemas

 
Grundsätzlich bildet das Schema eine Behandlungsstrategie ab. Sie soll helfen, jede Notfallmaßnahme unter besonderer Berücksichtigung der psychischen Belastung bei der Notfallversorgung des eigenen Kindes zu beherrschen. Aufgrund der Entlehnung aus dem professionellen Rettungsdienst wird der Notruf nicht explizit aufgeführt. Erkennst du ein akutes A- oder B-Problem, ist der zügige Notruf dennoch wichtig. Die Struktur und Fokussierung auf die einzelnen Schwerpunkte hilft, in weniger dramatischen Situationen unterschwellige Besonderheiten nicht zu übersehen, und sensibilisiert so für Symptome, die dich veranlassen, den Notruf abzusetzen. Dieser Beitrag entstand in freundlicher Zusammenarbeit mit dem DRK-Kreisverband Bochum e.V. und wurde gemeinsam mit Tobias Matreitz und Jürgen Richter erarbeitet.
Wir wünschen dir und deinem Kind alles Gute! Dein Team von babymarkt  Das Internet bietet dir keine medizinische und gesundheitliche Diagnose. Bitte lasse dich von einem/einer Kinderarzt/ärztin, einem/einer Facharzt/ärztin und/oder deiner Hebamme beraten.
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